Diagnose Morbus Kienböck

Morbus Kienböck, anders ausgedrückt als Mondbeintod oder Lunatumnekrose, ist eine seltene Durchblutungsstörung des Mondbeinknochens. Dieser ist einer von 8 Knochen im Handgelenk. In der Regel ist bei Morbus Kienböck nur ein Handgelenk betroffen. Im Frühstadium ist die Erkrankung schwer zu diagnostizieren. Folglich werden die Symptome denen eines verstauchten Handgelenks zugeschrieben. Durch die Durchblutungsstörung im fortschreitenden Krankheitsverlauf kann das Knochengewebe absterben und stärkere Schmerzen, Unbeweglichkeit des Handgelenks und Arthritis zum Vorschein kommen. Aufgrund dessen ist eine gute Prognose neben einer frühzeitigen Diagnosestellung eine physiotherapeutische Behandlung anzuraten.


Was ist Morbus Kienböck?

Morbus Kienböck ist eine relativ seltene Erkrankung, bei der die Blutzufuhr zum Os lunatum gestört ist. Das Lunatum, auch Mondbein genannt, ist einer von 8 kleinen Handwurzelknochen im Handgelenk. Es bildet zusammen mit dem Kahnbein (Os scaphoideum) die Verbindung der Handwurzel mit der Speiche. Mondbein und Kahnbein sind für Funktionalität und Beweglichkeit des Handgelenks elementar wichtig.

Bei Morbus Kienböck handelt es sich um eine aseptische Knochennekrose des Handwurzelknochens. Aseptisch bedeutet in diesem Fall, dass der Verfall des Knochens nicht von einem externen Erreger, sondern durch eine Durchblutungsstörung hervorgerufen wird. Aufgrund der Durchblutungsstörung stirbt das Knochengewebe ohne eine begleitende Entzündung ab. Benannt ist die Erkrankung nach dem Röntgenarzt Robert Kienböck aus Wien, der die Lunatumnekrose erstmals im Jahr 1910 beschrieb.


Wie entsteht Morbus Kienböck?

Wie genau Morbus Kienböck entsteht, ist bislang nicht bekannt. Zur Entstehung der Erkrankung werden aktuell in der Wissenschaft verschiedene Theorien diskutiert. Die Blockierung einer Vene, die folglich den Druck im Mondbein erhöht und dadurch die Durchblutungsstörung begünstigt, ist eine der Theorien, die versuchen, die Entstehung zu erklären. Auch eine Fraktur des Mondbeins kann zur Verletzung des Venenplexus und dadurch zu einem erhöhten Blutdruck im Knochen führen.

Fest steht jedoch, dass es einige Faktoren gibt, die das Risiko an Morbus Kienböck zu erkranken, erhöhen. So gibt es bei den meisten Menschen zwei Gefäße, die das Mondbein mit Blut versorgen. Manche Menschen haben jedoch nur eine Quelle. Dies kann den Blutfluss zum Knochen verlangsamen. Ein zusätzliches Risiko entsteht, wenn die beiden Unterarmknochen (Speiche und Elle) unterschiedlich lang sind. Folglich wird mehr Druck auf das Mondbein ausgeübt, der sich bei bestimmten Bewegungen verstärkt. Mit der Zeit kann diese zusätzliche Belastung des Knochens zur Kienböck Krankheit führen.


Was für Symptome gehen mit Morbus Kienböck einher?

Zu den Symptomen von Morbus Kienböck gehören:


    • Schmerzen im Handgelenk
    • Schwellungen
    • Eingeschränkte Beweglichkeit des Handgelenks
    • Verminderte Griffkraft in der Hand


Diagnosestellung

Morbus Kienböck kann vor allem im Anfangsstadium auch für einen erfahrenden Mediziner schwer zu diagnostizieren sein, da hier die Symptome denen eines verstauchten Handgelenks stark ähneln.

Ein kompetenter Arzt wird Dich anfänglich zu Deiner Krankengeschichte, Deinem Lebensstil und den Schmerzen im Handgelenk befragen. Folglich wird er Dein Handgelenk genau untersuchen. Schon leichter Druck auf die betroffene Region kann bei Morbus Kienböck zu starken Schmerzen führen. Je nach Schwere der Verletzung kann dies jedoch auch bei einem verstauchten Handgelenk der Fall sein.

Morbus Kienböck im Anfangsstadium lässt sich auch leicht mit einer Sehnenscheidenentzündung verwechseln. Hier kann der Arzt jedoch über die Lokalisation des Schmerzes abgrenzen: Bei der Kienböck Krankheit ist der stärkste Schmerz direkt über dem Mondbein lokalisiert. Bei der Sehnenscheidenentzündung verbreitet sich der Schmerz gleich stark über mehrere Stellen der Hand.

Vermutlich wird der Arzt eine Röntgenuntersuchung durchführen, um die Knochen Deines Handgelenks genauer zu untersuchen. Oftmals lässt sich Morbus Kienböck im Frühstadium jedoch auf einem Röntgenbild nicht erkennen. Wenn dies der Fall ist, kann Dein Arzt eine MRT- oder CT-Untersuchung anordnen, um die Durchblutung des Mondbeins zu untersuchen.


Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Es gibt keine vollständige Heilung von Morbus Kienböck, jedoch stehen Betroffenen mehrere konservative so wie chirurgische Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Ziel der Behandlungen ist es, den Druck auf das Mondbein zu verringern und den Blutfluss im Knochen wiederherzustellen.


    • Konservative Behandlungen

Mit entzündungshemmenden Medikamenten wie Aspirin oder Ibuprofen können die Schmerzen und Schwellungen im frühen Stadium der Erkrankung behandelt werden. Eine zeitweise Ruhigstellung des Handgelenks kann den Druck auf das Mondbein mindern. Zu diesem Zweck kann der Arzt eine Schiene oder einen Gips empfehlen.

Es ist in diesem Stadium besonders wichtig, jede Veränderung der Symptome zu beobachten. Wenn die Schmerzen durch einfache Behandlungen nicht gelindert werden oder wiederkehren, kann der Arzt zu einer Operation raten.


    •  Chirurgische Behandlungen

Für die Behandlung von Morbus Kienböck gibt es mehrere chirurgische Möglichkeiten. Die Wahl des Verfahrens hängt von mehreren Faktoren ab. Insbesondere davon, wie weit die Krankheit fortgeschritten ist. Weitere zu berücksichtigende Faktoren sind das Aktivitätsniveau des Betroffenen, seine persönlichen Ziele und die Erfahrung des Chirurgen mit den verschiedenen Verfahren.

Im Folgenden sollen die verschiedenen operativen Verfahren kurz vorgestellt werden:


      • Revaskularisation – In einigen Fällen ist es möglich, die Blutversorgung des Mondbeinknochens wiederherzustellen. Dieses Verfahren wird Revaskularisation genannt. Revaskularisation kann vor allem im Frühstadium der Erkrankung sehr erfolgversprechend sein. Bei der Revaskularisation wird ein Teil des Knochens mit den dazugehörigen Blutgefäßen aus einem anderen Knochen – meist einem Unterarmknochen (Radius) oder einem benachbarten Handknochen – entfernt. Dieses Knochenstück mit seiner Blutversorgung wird als vaskularisiertes Transplantat bezeichnet. Es wird in den Mondbeinknochen eingesetzt.
      • Nivellierung der Gelenke – Wenn die beiden Unterarmknochen nicht gleich lang sind, kann ein Gelenkausgleichsverfahren empfohlen werden. Die Knochen können durch Knochentransplantate verlängert oder durch die Entfernung eines Teils des Knochens verkürzt werden. Durch diese Nivellierung werden die Kräfte, die das Mondbein zusammendrücken, reduziert und das Fortschreiten der Erkrankung oft gestoppt.
      • Karpektomie der proximalen Reihe – Wenn das Mondbein schon stark beschädigt oder in Stücke gebrochen ist, kann es entfernt werden. Bei diesem Verfahren werden auch die beiden angrenzenden Knochen entfernt. Dieser Eingriff, der als proximale Karpektomie bezeichnet wird, lindert die Schmerzen, während die Bewegung des Handgelenks teilweise erhalten bleibt.
      • Fusion – Um den Druck auf das Mondbein zu verringern, können nahe gelegene Handgelenksknochen zu einem einzigen, festen Knochen verschmolzen werden. Bei einer Teilversteifung werden nur einige der Knochen miteinander verschmolzen. Dieses Verfahren lindert die Schmerzen und erhält eine gewisse Beweglichkeit des Handgelenks. Wenn die Krankheit zu einer schweren Arthritis des Handgelenks fortgeschritten ist, kann eine Versteifung aller Knochen des Handgelenks mit der Speiche die Schmerzen lindern und die Funktion der Hand verbessern.

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