Diagnose Muskelfaserriss

Sportunfälle, ruckartige Bewegungen und/oder körperliche Überlastung führen nicht selten zu einem Muskelfaserriss, einem Muskelfaserbündelriss oder im schlimmsten Fall zu einem Muskelriss. Die ersten Symptome zeigen sich häufig schon während oder kurz nach der (sportlichen) Aktivität. Dabei ist die Symptomatik geprägt von ziehenden, stechenden Schmerzen, gepaart mit eingeschränkter Funktionalität oder gar Bewegungsunfähigkeit der betroffenen Extremität.

Selbsthilfemaßnahmen wie Ruhe, Eis, Kompressionsverband und rezeptfreie Schmerzmittel reichen oft aus, um die Schmerzen und Schwellungen im Zusammenhang mit einem Muskelfaserriss zu lindern. Wenn die akute Phase der Verletzung ausgestanden ist, wird Physiotherapie zum wichtigsten Bestandteil des Heilungsprozesses. In seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um die vollständige Funktionsfähigkeit wiederherzustellen.


Was ist ein Muskelfaserriss?

Wie der Begriff schon vermuten lässt, reißen bei einem Muskelfaserriss eine oder mehrere Fasern in einem Muskel. Der Hauptgrund für einen Muskelfaserriss ist eine extreme Belastung der Muskeln. Beispielsweise durch ruckartige Bewegungen und/oder abruptes Abstoppen. Es wirkt dann mehr Kraft auf den Muskel ein, als er aushalten kann – infolgedessen halten die einzelnen Fasern dem Druck nicht mehr stand und reißen.

Muskelfaserrisse treten vor allem beim Ausüben von Sportarten wie Tennis, Basketball, Eishockey oder Fußball auf. Der Riss der Muskelfaser macht sich durch einen plötzlichen, stechenden Schmerz bemerkbar. Der betroffene Muskel lässt sich nun nicht mehr belasten.


Wie entsteht ein Muskelfaserriss?

Bei einem Muskelfaserriss werden eine oder mehrere Muskelfasern beschädigt. Dies sind die kleinsten strukturellen Einheiten innerhalb eines Muskels. Du kannst sie Dir als lange, zylindrische Zellen mit sehr vielen Zellkernen vorstellen. Eine Muskelfaser kann, je nachdem in welchem Muskel sie sich befindet, bis zu 30 Zentimeter lang sein. 10 bis 20 Muskelfasern zusammen bilden ein sogenanntes Muskelfaserbündel. Dieses ist von Bindegewebe umhüllt.

Muskelfasern können aufgrund ruckartiger Überbelastung des Muskels reißen. Dies passiert häufig bei plötzlichem Abstoppen und/oder schnellen Richtungswechseln oder wenn die Muskulatur bereits erschöpft oder generell untrainiert ist. Auch frühere Muskelverletzungen begünstigen erneute Muskelfaserrisse. Das höchste Risiko besteht, wenn Du zu früh anfängst wieder Sport zu machen, bevor die Verletzung vollständig ausgeheilt ist.

Besonders gefährdet sind sportlich aktive Jugendliche, die sich noch im Wachstum befinden. Da Knochen und Muskeln unterschiedlich schnell wachsen, kann der wachsende Knochen die Muskulatur an bestimmten Stellen, beispielsweise an der Kniesehne, einschnüren, wodurch sie anfälliger für Verletzungen wird.

Schweregerade der Muskelschädigung

Je nach Ausmaß der Muskelschädigung wird diese Art Verletzung in 3 Schweregrade eingeteilt:


    1. Muskelfaserriss: Es reißen eine oder mehrere Fasern eines Muskels. Dies tritt besonders häufig in den Oberschenkel- (Musculus quadriceps femoris) und Wadenmuskel (Musculus gastrocnemicus) auf.
    1. Muskelbündelriss: In der zweiten Stufe werden ein oder mehrere ganze Muskelfaserbündel beschädigt.
    2. Muskelriss: Beim Muskelriss wird der komplette Muskel vollständig durchtrennt. Er ist anschließend nicht mehr funktionsfähig.


Welche Symptome gehen mit einem Muskelfaserriss einher?

Die Symptome eines Muskelfaserrisses hängen von der Schwere der Verletzung ab. Bei einem Muskelfaserriss kannst Du eines oder mehrere der folgenden Symptome spüren:


    • plötzliche, messerstichartige Schmerzen
    • Druck- und Dehnungsschmerzen
    • eingeschränkte Funktionalität des betroffenen Körperteiles
    • ein „pochendes” Gefühl zum Zeitpunkt der Verletzung
    • eine Schwellung innerhalb der ersten paar Stunden
    • Blutergüsse
    • die Unfähigkeit, das betroffenen Körperteil zu belasten
    • es wird eine Entlastungshaltung eingenommen


Diagnosestellung

Bei Verdacht auf einen Muskelfaserriss solltest Du zum Hausarzt oder gleich zu einem Sportmediziner gehen. Ein kompetenter Arzt wird mehrere Untersuchungen durchführen, um festzustellen, ob und ich welchen Schweregrad bei Dir eine Verletzung des Muskels vorliegt.

Folgende Elemente können Teil der Diagnosestellung bei einem Muskelfaserriss sein:


    • Anamnesegespräch – der behandelnde Arzt wird Dich zunächst zu Deinen Schmerzen, dem Unfallhergang und eventuellen Vorerkrankungen/-verletzungen befragen.


    • Körperliche Untersuchung – der Arzt wird die betroffene Stelle auf Schwellungen, Druckempfindlichkeit und Blutergüsse untersuchen.


    • MRT- und Ultraschalluntersuchung – diese bildgebende Untersuchungen können die Diagnose unterstützen, indem sie genaue Lage und Größe des Risses im Muskelgewebe zeigen. Auch kann der Arzt auf den Bildern eventuelle Einblutungen im Gewebe erkennen.


    • Röntgenbild – wenn der Verdacht besteht, dass auch der Knochen beschädigt wurde, solltest Du zusätzlich auch noch geröntgt werden.


Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Bei einem Muskelfaserriss sollten, wie bei jeder Art der Muskelschädigung, möglichst schnell Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet werden. Die unmittelbare Erste Hilfe hat maßgeblichen Einfluss auf den weiteren Verlauf der Verletzung und kann den Heilungsverlauf um Tage bis Wochen beschleunigen.

Bei der ersten Hilfe sollte nach dem PECH-Schema verfahren werden:


    • P für Pause: Die (sportliche) Aktivität sollte sofort abgebrochen werden. Im besten Fall wird das verletzte Körperteil ruhiggestellt.
    • E für Eis: Die betroffene Extremität für bis zu 20 Minuten mit einer Eispackung oder einem kalten Umschlag kühlen. Diese Prozedur kann mehrmals am Tag wiederholt werden, wenn es zu einer Linderung der Beschwerden führt.
    • C für Compression: Im nächsten Schritt sollte ein Kompressions- oder Druckverband angelegt, um ein Anschwellen zu verhindern oder die Schwellung zu minimieren.
    • H für Hochlagerung: Damit weniger Blut in das verletzte Gewebe strömt und eine Einblutung verhindert werden kann, sollte das betroffene Körperteil möglichst hochgelagert werden. Es empfiehlt sich aus Decken oder Kissen eine weiche Unterlage zu formen, um die Extremität so über Herzhöhe zu lagern.

Die anschließende ärztliche Behandlung umfasst in der Regel nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen. Diese solltest Du etwa eine Woche lang einnehmen. Sobald die akute Phase der Verletzung vorbei ist und Schwellung und Schmerz nachlassen, wird der Arzt Dich zur Physiotherapie überweisen. Unsere Therapeuten werden für Dich einen individuellen Behandlungsplan aufstellen, mithilfe dessen Deine Beweglichkeit und Belastbarkeit schnellstmöglich wiederhergestellt wird.

Wenn die oben genannten Behandlungen nicht ausreichen um Deinen Muskelfaserriss zu heilen oder wenn Du einen vollständigen Muskelriss hast, musst Du möglicherweise operiert werden, um die Funktionalität des Muskels wiederherzustellen. Der Chirurg wird den Riss in diesem Fall mithilfe von Nähten reparieren.


Wie kann die Physiotherapie bei einem Muskelfaserriss helfen?

Wie bereits oben erwähnt, sind die Erste-Hilfe-Maßnahmen ein wichtiger Teil der Muskelfaserriss-Behandlung. Werden diese zeitnah und korrekt durchgeführt, kann die Heilung einige Tage bis Wochen beschleunigt werden. Grundsätzlich ist eine volle sportliche Belastung etwa 4 bis 6 Wochen nach der Verletzung wieder möglich.

Insbesondere in den ersten Tagen nach dem Vorfall muss der Muskel ruhiggestellt und geschont werden. Da oftmals Oberschenkel- oder Wadenmuskel vom Muskelfaserriss betroffen sind, können Gehstützen das verletzte Bein zusätzlich entlasten. Im Normalfall wachsen die gerissenen Muskelfasern in diesen Tagen wieder zusammen. In dieser Phase kann Dein Physiotherapeut Dir spezielle Tape-Verbände anlegen, welche die gerissenen Enden näher zusammenbringen und auf diese Weise den Heilungsprozess beschleunigen. Verbände mit kühlenden Salben können in dieser Phase zusätzlich helfen, Schwellung und Schmerzen zu reduzieren.

Ab etwa dem fünften Tag erweitert sich die Muskelfaserriss-Behandlung um weitere Elemente der Physiotherapie. So kann Dein Therapeut je nach individuellem Heilungsstand nun manuelle Lymphdrainage, Kälteanwendungen oder eine Elektro-Therapie empfehlen. Diese Anwendungen stimulieren und beschleunigen den Heilungsprozess weiter. Ein paar Tage später schließen sich leichte Massagen der Muskulatur sowie vorsichtige Dehnungsübungen an.

Der Muskel- und Belastungsaufbau sollte erst dann beginnen, wenn Du vollständig schmerzfrei bist. Dein Therapeut wird mit Dir nun zu gezieltem und dosiertem Kraft- und Lauftraining übergehen. Eine zu frühe Belastung gilt es nach einem Muskelfaserriss unbedingt zu vermeiden, da sie zu Narbenbildung, Verhärtungen im Muskel sowie zu erneuten Muskelfaser- oder gar Muskelbündelrissen führen kann.

Mögliche Elemente der Physiotherapie bei einem Muskelfaserriss können sein:


 

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