Diagnose Skoliose

Bei Skoliose handelt es sich um eine Erkrankung der Wirbelsäule. Diese ist bei Betroffenen seitlich verschoben, wobei die Wirbelkörper dreidimensional verformt sind. Die Krankheit tritt vor allem im Kindes- und Jugendalter auf. Wird sie frühzeitig erkannt, kann sie mithilfe von Physiotherapie und angemessenen Sportarten so weit therapiert werden, dass die Betroffenen ein normales Leben führen können. Aus diesem Grund ist uns im Fall von Skoliose die Aufklärung betroffener Eltern ein besonderes Anliegen.

 

Was ist Skoliose?

Die Wirbelsäule bei erkannten Personen hat eine seitliche C- oder S-förmige Krümmung. Obwohl Menschen jeden Alters betroffen sein können, ist die Wahrscheinlichkeit bei Kindern und Jugendlichen signifikant höher als bei Erwachsenen.

Damit Ärzte Skoliose diagnostizieren können, muss der Cobb-Winkel mindestens 10 Grad betragen. Der Cobb-Winkel, welcher nach seinem Erfinder, dem Mediziner John Robert Cobb benannt ist, wird in der Diagnostik von Skoliose und Morbus Scheuermann verwendet. Er gibt den Krümmungsgrad der Wirbelsäulenverkrümmung an. Er ist somit ein Maßstab für den Schweregrad der Wirbelsäulenerkrankung.

Ärzte klassifizieren Wirbelsäulenverkrümmungen als strukturell oder nicht strukturell. Eine strukturelle Krümmung ist dauerhaft und kann auf eine Erkrankung oder Verletzung zurückzuführen sein. Eine nicht-strukturelle Krümmung ist vorübergehend und bedeutet, dass die Wirbelsäule strukturell normal ist. In jedem Fall wird ein Arzt versuchen, die Ursache zu finden und zu korrigieren oder zu behandeln. Bei der nicht-strukturellen Krümmung geht man auch von einer funktionellen Skoliose aus, die die Folge einer einseitigen oder falschen Belastung ist. 

Die Symptome der Skoliose, wenn sie denn auftreten, können von einer rein kosmetischen Verformung über leichte Beschwerden bis hin zu lebensbedrohlichen Atemproblemen reichen. Glücklicherweise sind die meisten Fälle leicht zu korrigieren. Die überwiegende Mehrheit der Menschen mit Skoliose kann mit ein wenig Wissen und der Hilfe von Wirbelsäulenspezialisten ein normales Leben führen.

 

Wie entsteht Skoliose?

Skoliose kann ganz unterschiedliche Ursachen haben, von denen im Folgenden einige aufgeführt werden. In ungefähr 80 Prozent der Fälle bleibt die Ursache jedoch unbekannt. Man spricht in diesem Fall von einer idiopathischen Skoliose.

Mögliche Ursachen für Skoliose sind:

 

    • Neuromuskuläre Erkrankungen: Diese Erkrankungen betreffen Nerven und Muskeln. Dazu gehören zerebrale Lähmungen, Poliomyelitis und Muskeldystrophie.
    • Kongenitale Skoliose: Kongenital bedeutet, dass die Erkrankung bereits bei der Geburt vorhanden war. Eine Skoliose von Geburt an ist zwar selten, kann aber auftreten. Beispielsweise, wenn sich die Knochen der Wirbelsäule während des Wachstums des Fötus abnormal entwickeln.
    • Spezifische Gene: Forscher gehen davon aus, dass mindestens ein Gen eine Rolle bei der Entwicklung der Skoliose spielt.
    • Länge der Beine: Wenn ein Bein länger ist als das andere, kann eine Skoliose entstehen.
    • Syndromale Skoliose: Skoliose kann sich als Folge einer anderen Erkrankung entwickeln, beispielsweise von Neurofibromatose oder dem Marfan-Syndrom.
    • Osteoporose: Osteoporose kann aufgrund von Knochendegeneration eine sekundäre Skoliose verursachen.
    • Andere Ursachen: Langjährige Fehlhaltungen, das fehlerhafte Tragen von Rucksäcken oder Schulranzen, Erkrankungen des Bindegewebes und weitere Verletzungen können ebenfalls eine Wirbelsäulenverkrümmung verursachen.

 

Was für Symptome gehen mit Skoliose einher?

Eine Skoliose macht sich in der Regel schon im Kindes- oder Jugendalter bemerkbar. Die Symptome sind je nach Alter des Betroffenen unterschiedlich. Die häufigste Form der Skoliose tritt im Jugendalter auf und wird als jugendliche idiopathische Skoliose bezeichnet. Sie betrifft Menschen im Alter zwischen 10 und 18 Jahren.

Zu den Symptomen der idiopathischen Skoliose können folgende gehören:

 

    • der Kopf kann ein wenig schief erscheinen
    • die Rippen können auf jeder Seite unterschiedlich hoch sein
    • eine Hüfte kann stärker ausgeprägt sein als die andere
    • die Kleidung sitzt möglicherweise nicht gleichmäßig
    • eine Schulter oder ein Schulterblatt kann höher sein als die andere
    • die Beine können unterschiedlich lang sein

Einige Arten von Skoliose können Rückenschmerzen verursachen. Diese sind aber normalerweise nicht besonders schmerzhaft. Dieses Symptom tritt häufig bei älteren Erwachsenen auf.

Bei Säuglingen können folgende Symptome auftreten:

 

    • eine Vorwölbung auf einer Seite des Brustkorbs
    • ständiges Liegen mit einseitig gekrümmtem Körper
    • in schweren Fällen Probleme mit Herz und Lunge, die zu Kurzatmigkeit und Brustschmerzen führen

Wird die Skoliose bei einem Säugling nicht behandelt, steigt das Risiko für spätere Probleme, wie beispielsweise eine beeinträchtigte Herz- und Lungenfunktion.

 

Diagnosestellung

Wenn der Verdacht auf Skoliose besteht, führt der behandelnde Arzt zunächst eine körperliche Untersuchung der Wirbelsäule, der Rippen, der Hüften und der Schultern durch. Mithilfe eines sogenannten Inklinometers oder Skoliometers kann der Arzt den Grad der Skoliose messen. Ein Winkel, der größer als 10 Grad ist, deutet auf Skoliose hin (siehe oben).

Bildgebende Untersuchungen wie Röntgenaufnahmen, CT- und MRT-Scans können dem Arzt helfen, die Form, sowie Richtung und Winkel der Krümmung näher zu beurteilen. Der Arzt kann die betroffene Person für weitere Beratung an einen Orthopäden und/oder Physiotherapeuten überweisen.

 

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Nicht jede Art von Skoliose muss zwangsläufig behandelt werden. Ist die Skoliose im Kindes- und Jugendalter leicht und es bestehen keine starken Einschränkungen und/oder Schmerzen, muss sie nicht behandelt werden. Bei einer Krümmung von 10 bis 25 Grad führt der behandelnde Arzt in der Regel alle 3, 6 oder 12 Monate Kontrolluntersuchungen durch, um festzustellen, ob sich der Zustand verändert. Bei einer Krümmung von 25 bis 40 Grad kann der Arzt ein Korsett empfehlen. Wenn die Krümmung stärker und das Skelett noch unreif ist, kann auch eine Operation ratsam sein.

Bei der Entscheidung über die Behandlungsmöglichkeiten wird der Arzt die folgenden Faktoren berücksichtigen:

 

    • das Geschlecht: Bei Frauen ist die Wahrscheinlichkeit höher als bei Männern, dass sich die Skoliose allmählich verschlimmert.
    • Schweregrad der Krümmung: Die Art und der Schweregrad der Krümmung können das Fortschreiten der Skoliose beeinflussen. S-förmige Krümmungen sind typisch für idiopathische Skoliose, während C-förmige Krümmungen häufiger bei neuromuskulärer Skoliose vorkommen.
    • Lage der Krümmung: Eine Krümmung im mittleren Teil der Wirbelsäule wird sich eher verschlimmern als eine Krümmung im unteren oder oberen Teil.
    • Reife des Knochens: Das Risiko einer Verschlimmerung ist geringer, wenn die Knochen der betroffenen Person ihr Wachstum eingestellt haben. Korsetts sind effektiver, solange die Knochen noch wachsen.

 

Gips und Korsett

Bei einer infantilen Skoliose kann der Arzt anstelle eines Korsetts einen Gipsverband anlegen, damit die Wirbelsäule des Kindes in eine normale Position wächst. Der Gips wird an der Außenseite des Körpers des Säuglings befestigt und ständig getragen. Da die meisten Säuglinge schnell wachsen, muss der Gips regelmäßig gewechselt werden.

Bei einer mittelschweren Skoliose, bei der die Knochen noch im Wachstum begriffen sind, ist ein Korsett die gängige Behandlungsempfehlung. Das Korsett verhindert eine weitere Verkrümmung, kann die Skoliose aber nicht heilen oder umkehren.

In der Regel müssen die Betroffenen das Korsett ständig tragen, auch nachts. Die Wirksamkeit hängt in der Regel von der Anzahl der täglich getragenen Stunden. Es schränkt die Betroffenen jedoch glücklicherweise im Allgemeinen nicht in ihren Aktivitäten ein. Wenn sie sich körperlich betätigen wollen, können sie die Schiene abnehmen. Sobald die Knochen nicht mehr wachsen, ist das Korsett nicht mehr notwendig.

Es gibt zwei Arten von Korsetts:

 

    • Thorakolumbosakrale Orthese (TLSO)

Die TLSO besteht aus Kunststoff und schmiegt sich durch ihre Formgebung eng an die Rundungen des Körpers an. Sie ist unter der Kleidung normalerweise nicht sichtbar.

 

    • Milwaukee-Korsett

Bei diesem Typ handelt es sich um eine Ganzkörperorthese, die einen Halsring mit Auflagen für das Kinn und den Hinterkopf hat. Ärzte verwenden das Milwaukee-Korsett nur, wenn die TLSO nicht geeignet oder nicht wirksam ist.

 

Operation

In schweren Fällen kann die Skoliose mit der Zeit fortschreiten. Wenn dies eintritt, kann der behandelnde Arzt eine Wirbelsäulenversteifung empfehlen. Diese Operation reduziert die Krümmung der Wirbelsäule und verhindert, dass sich die Skoliose verschlimmert.

Ein Chirurg verwendet Metallstäbe, Haken, Schrauben oder Drähte, um einen Teil der Wirbelsäule gerade zu halten, während der Knochen heilt. Es können auch Knochentransplantate verwendet werden, um die Heilung zu unterstützen.

Kinder können in der Regel 4 bis 6 Wochen nach der Operation wieder zur Schule gehen und nach 3 bis 6 Monaten Sport treiben. Auf Sportarten, die den Rücken belasten, wie Reiten und Kontaktsportarten, sollten sie ein Jahr lang verzichten. In manchen Fällen müssen sie etwa 6 Monate lang eine Rückenbandage tragen, um die Wirbelsäule zu stützen.

Ein Arzt wird eine Wirbelsäulenversteifung nur dann empfehlen, wenn er davon ausgeht, dass der Nutzen die Risiken überwiegt.

Zu den Risiken einer Wirbelsäulenversteifung gehören:

 

    • Stabverschiebung: Ein Stab kann sich aus seiner korrekten Position lösen, was eine weitere Operation erforderlich macht.
    • Pseudarthrose: Diese liegt vor, wenn die Knochen der Wirbelsäule nicht stabil miteinander verwachsen. Dies kann schmerzhaft sein und zu einem Versagen der Stäbe führen, da jedes Metall bei anhaltender Belastung versagt.
    • Infektion: Infektionen nach der Operation können zwar mit Antibiotika behandelt werden, aber auch langwierig und gefährlich für das geschwächte Immunsystem sein.
    • Nervenschäden: Die Nerven der Wirbelsäule können während der Operation oder durch die Fremdkörper geschädigt werden, was zu leichten (beispielsweise Taubheitsgefühl in den Beinen) bis hin zu schwerwiegenden Problemen (beispielsweise Funktionsverlust der unteren Körperhälfte) führen kann.

 

Wie kann die Physiotherapie bei Skoliose helfen?

Wenn Skoliose frühzeitig erkannt wird oder verschiedene Faktoren (siehe oben) darauf hinweisen, dass sie vermutlich nicht schwer verlaufen wird, kann sie ohne operativen Eingriff nur mithilfe der Physiotherapie gut behandelt werden. Auch nach einem operativen Eingriff stellt die Physiotherapie ein wichtiges Element des Behandlungsplanes dar. Denn gerade die nicht versteiften Abschnitte müssen nach der Operation mehr Belastung tragen und werden über einen längeren Zeitraum überlastet.

Der Fokus der Physiotherapie liegt je nach Schwere beziehungsweise Fortschritt der Erkrankung auf dem Training der Rücken- und Bauchmuskeln. Letzteres fördert eine gesunde und aufrechte Haltung und kann auf diese Art eine Krümmung der Wirbelsäule reduzieren und einer Verschlimmerung entgegenwirken.

Es gibt außerdem spezielle Therapiekonzepte, die nach ihren Erfindern benannt sind. An dieser Stelle soll vor allem die sogenannte Schroth Therapie vorgestellt werden. Diese verfolgt einen dreidimensionalen Ansatz, welcher darauf beruht, dass Skoliose meist eine dreidimensionale Krümmung hervorruft. Oberstes Ziel der Schroth Therapie ist die Aufrichtung der Wirbelsäule. Dadurch soll die weitere Verkrümmung verhindert werden. Zu diesem Zweck werden spezielle Übungen erlernt, die helfen sollen, die verkürzten Muskelgruppen zu dehnen und die zu schwachen Muskeln zu kräftigen.

Besonders wichtig ist, dass Eltern von betroffenen Kindern und Jugendlichen über das Krankheitsbild Bescheid wissen, damit bestimmte Alltagssituationen anders angegangen werden. In unseren Praxen in Köln, Hürth & Frechen klären wir Dich gerne ausführlich über das Krankheitsbild auf und helfen dabei, Deinem Kind einen normalen Alltag zu bewahren.

Mögliche Elemente der Skoliose Behandlung in unseren Praxen auf einen Blick:

 

 

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