Wenn du Schmerzen in der Tiefe deines Gesäßes hast, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Diagnose Piriformis-Syndrom ausgesprochen wird. In diesem Beitrag erklären wir, warum es sich in 99 % der Fälle nicht um diese Diagnose handelt, was die tatsächliche Ursache sein könnte und was man dagegen tun kann.

 

Hintergrund

Der Piriformis ist ein Muskel im Gesäß und verläuft vom Kreuzbein bis zum Hüftgelenk. Da der Ischiasnerv darunter entlang läuft, wurde vermutet, dass ein verspannter Piriformis den Ischiasnerv komprimiert und so Schmerzen im Gesäß und in der Oberschenkelrückseite verursacht. Forscher haben anatomische Varianten gefunden, bei denen der Ischiasnerv direkt durch den Piriformis hindurch verläuft, sodass der Ischiasnerv theoretisch noch anfälliger ist.

Neben dem Piriformis gibt es noch weitere anatomische Strukturen, die den Ischiasnerv komprimieren können. Zum Beispiel der Gemelli-obturator oder die Hamstring-Muskeln, Faserbänder mit Blutgefäßen, Gefäßanomalien und raumfordernde Läsionen. Aus diesem Grund wird heute bei einem Piriformis-Syndrom eher der Begriff Tiefes-Gesäßsyndrom verwendet.

Unabhängig davon, wie man die Diagnose schimpfen will, warum sagen wir dann, dass es kein Piriformis-Syndrom ist? Hier 3 Argumente:
Das Pirifromis-Syndrom ist nach der Definition, eine Kompression des Ischiasnervs durch den Piriformis. Wenn ein Nerv komprimiert wird und gereizt wird, berichten Patienten über Symptome wie Nadelstiche oder Gefühls- und Kraftverlust im Bereich des betreffenden Nervs. Nervenschmerzen haben in der Regel eine brennende, elektrische oder einschießende Qualität.
In den allermeisten Fällen liegen verschiedene Ursachen für Ischiasbeschwerden vor, vor allem eine Kompression der Nervenwurzeln aufgrund von lumbalen Bandscheibenvorfällen oder Foramenstenosen.

In vielerlei Hinsicht ist die Diagnose an der unteren Extremität mit der des Thoracic-Outlet-Syndroms an der oberen Extremität vergleichbar. Die Diagnose ist aus anatomischer Sicht sinnvoll, aber beide sind eine Ausschlussdiagnose und unter Fachleuten sehr umstritten. Bei Patienten, die sich einer medizinischen Bildgebung oder einer OP unterziehen, stellt sich in den meisten Fällen heraus, dass die Ursache eine Kompression der Nervenwurzel ist.

Symptome

Vergewissere dich durch deinen Arzt und Therapeuten, dass du Symptome einer Nervenwurzelkompression hast. Das heißt, dass der Schmerz brennend oder kribbelnd beschrieben wird oder der Schmerz mit Gefühls- und Kraftverlust einhergeht, oder einschießende Schmerzen im Bereich des Ischiasnervs lokalisiert werden, der über die gesamte Rückseite des Beins bis in den Fuß verläuft.

Behandlung

Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, die auf eine kurzfristige Schmerzlinderung abzielen, wie zum Beispiel manueller Druck und Massage im schmerzhaften Bereich, Wärme und Rollen mit einer Schaumstoffrolle oder einem Tennisball. Eine weitere kurzfristige Möglichkeit (aus dem Yoga Bereich) ist die Dehnung der tiefen Gesäßmuskeln.
Diese Maßnahmen sind zwar alle optional, doch unsere Empfehlung zur kurzfristigen Schmerzlinderung lautet, die Aktivitäten, die deine Gesäßschmerzen verschlimmern, zu reduzieren.
Vermeide langes Sitzen oder Stehen und versuche, so oft wie möglich deine Position zu wechseln. Unsere Muskeln mögen keine statischen Haltungen. Das Sitzen auf einem gut gepolsterten Kissen kann deine Schmerzen lindern.
Die einzige echte und langfristige Lösung für Muskelschmerzen sind jedoch progressive Übungsprogramme, die auf den schmerzhaften Bereich abzielen. Achte bei allen Übungen darauf, dass die Schmerzen während des Programms erträglich sind. Wenn die Schmerzen danach zunehmen, solltest du sicherstellen, dass sie auch innerhalb von 24 Stunden abklingen. Wenn dies nicht der Fall ist, versuche es beim nächsten Mal mit leichteren Übungen oder verringere die Anzahl der Sätze und Wiederholungen.
Beispielübungen zum Nachschlagen:

  1. seitliche Plank-Muschel
  2. Feuerhydrant 
  3. Hip-Thrust
  4. Donkey Kicks